Heute wurden die Tarifverhandlungen der Busfahrer in Hessen fortgesetzt, die Streiks aber auch, um den Druck auf die Arbeitgeber aufrecht zu erhalten. Morgen soll weiter gestreikt werden.
Wir waren heute bei den streikenden Busfahrern am Busdepot Römerhof, um Kreppel, Schokolade, Kaffee und Unterstützung vorbeizubringen. Wir haben uns lange unterhalten. Die Stimmung war gut und entschlossen. Wir haben lange über die verworrenen Strukturen des öffentlichen Nahverkehrs gesprochen, die durch die Privatisierungspolitik geschaffen wurden.
Die Kollegen sagen, sie sind ein “Stiefkind” der städtischen VGF. Früher waren sie eine private “Tochter” der VGF, jetzt sind sie eine “Schwester” innerhalb der städtischen Holding, zu der auch die VGF und weitere städtische Unternehmen gehören, aber eben mit schlechten Arbeitsbedingungen und mit dem schlechten Tarifvertrag. Der wird auch HLO genannt, nach dem Landesverband Hessischer Omnibusunternehmer.
Er sieht deutliche Verschlechterungen vor, insbesondere bei den Arbeitsbedingungen und Pausenregelungen. Für viele Kollegen ist es nicht möglich, auf Toilette zu gehen, weil auf einer Linie weniger Fahrzeuge eingesetzt werden und deshalb die Taktung sehr eng ist. Bevor man also zum Klo gekommen ist, muss man schon weiter fahren. Dafür werden Standzeiten und Wendezeiten als unbezahlte Pausen abgezogen. Man kann also die vorgesehenen Pausen nicht machen und kriegt dafür andere abgezogen. Ein Kollege brachte es auf den Punkt: “Man kriegt etwas abgezogen, was man gar nicht hat.” Das muss man erstmal hinkriegen.
Die Busfahrer waren sich einig, dass dieses ganze System der verschiedenen Tarifverträge absichtlich so verschachtelt ist, damit man nicht mehr durchblickt, “damit beschäftigen sich Leute der Arbeitgeber wissenschaftlich und professionell, um es uns schwer zu machen.” Die Forderung nach 13,50 Euro Stundenlohn ist eigentlich noch recht bescheiden. In Baden-Württmeberg verdienen Busfahrer 15 Euro und mehr. Aber selbst für diese 13,50 wird wahrscheinlich noch ein längerer Kampf nötig sein. Die bitterste Auswirkung der niedrigen Löhne und schlechten Arbeitsbedingungen ist, dass viele Busfahrer 220 Stunden und mehr im Monat arbeiten müssen, um auf 1700 bis 1800 netto zu kommen. “Das macht dich kaputt, so lange konzentrieren. Das machst du ein paar Jahre, dann geht dein Körper langsam kaputt.” Die Kollegen sind auf die Überstunden und Zuschläge angewiesen, genau damit kalkuliert der Arbeitgeber.
Im Gespräch hat sich ergeben, dass es gut wäre, der Bevölkerung mehr zu vermitteln wie die Situation der Busfahrer ist und warum ihr Streik wichtig und ihre Forderung keineswegs maßlos ist, wie die Arbeitgeber versuchen das hinzustellen. Wir wollen Aushänge aufhängen, in denen wir auch unsere Solidarität mit den Busfahrern ausdrücken und ihre Forderungen erklären. Denn Solidarität und gemeinsam handeln ist immer besser. Wir drücken den Kollegen die Daumen beim weiteren Streik.
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